In der Online Ausgabe der Ostsee Zeitung schrieb Fabian Zacharias folgenden Artikel:
„General Studies Schwachsinn“
Bachelor-Studenten müssen neben ihren Fächern auch General Studies absolvieren. Von Studenten wird das als „Schwachsinn“ angesehen.
Greifswald Alle müssen – niemand möchte. Wer in Greifswald den geisteswissenschaftlichen „Bachelor of Arts“ (BA) erwerben will, ist gezwungen neben seinen beiden gewählten Fächern ein weiteres Modul mit dem Namen General Studies zu absolvieren. Dabei sollen „Schlüsselkompetenzen“ erlangt werden, um den Berufseinstieg zu erleichtern.
Ein ehrenwerter Gedanke – doch an der Umsetzung hapert es, wie viele Studierende finden. Häufig wissen Neu-Greifswalder bei der Immatrikulation nichts von dieser Verpflichtung. „Ich wusste mit General Studies nichts anzufangen“, erinnert sich Jan Westerwalbesloh, der Politikwissenschaft und Wirtschaft studiert. Jetzt sitzt er jeden Montag im Hörsaal „Kiste“ – in einer für alle BA-Erstsemester verpflichtenden Vorlesung. Die Beteiligung sprengt derart die Kapazitäten der Uni, dass sie vor einem Jahr per Videostream in einen zweiten großen Hörsaal übertragen werden musste.
Auch die inhaltliche Ausgestaltung sorgt für Unmut: „Prinzipiell ist die Idee nicht schlecht, aber sie ist schlecht umgesetzt“, sagt Westerwalbesloh. Die Ersten seiner Leidensgenossen seien bereits abgesprungen, berichtet er. Deutlich härtere Worte findet Jaana-Leena Rode, die Deutsch als Fremdsprache und Fennistik studiert: „Die komplette Umsetzung der General Studies ist Schwachsinn“, schätzt die 21-Jährige ein. „Viele sind mit den General Studies überfordert, weil sie den Umfang eines Hauptstudiums haben. Da wird es Bachelor-Studenten noch schwerer gemacht, sich nebenbei zu engagieren oder zu arbeiten, als es in diesem Studiengang ohnehin schon ist“, findet Rode. Inhaltlich sei es jedenfalls „nicht der große Wurf.“ Ähnlich sieht das Paula Zill vom AStA): „Viele sind in ihren eigenen Fächern gut und reißen sich in den General Studies die Noten runter“, so Zill. Nach langem Gezeter soll nun endlich etwas passieren. Prof. Amai Koll-Stobbe, Studiendekanin der Philosophischen Fakultät, lud Studentenvertreter ein. Sie stimmt Studentin Rode zu: „Die meisten Engagierten sind keine Bachelor- oder Masterstudenten“. Ziel sei zunächst eine „kritische Bestandsaufnahme mit den unmittelbar Betroffenen“ gewesen, so Koll-Stobbe. Es müsse „alles auf den Prüfstand – strukturell wie konzeptionell.“ Schnell wird sich nichts ändern Koll-Stobbe: „Eigentlich wollte ich ein solches Treffen schon sehr viel früher anberaumen. Jetzt müssen wir uns intern und mit der Hochschulleitung verständigen, deren Unterstützung wir brauchen.“ Im Anschluss müssten Anträge an die Gremien gerichtet werden. „Wir brauchen weniger Prüfungen und müssen Fehler ausbügeln – allerdings im Rahmen einer substantiellen Änderung ohne Schnellschüsse“, erklärte Koll-Stobbe. Wie auf der gestrigen Senatssitzung informiert wurde, gibt es seit dem Sommer an der Uni eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Prorektor Prof. Michael Herbst, die sich mit den Bachelor/Master-Studuengängen befasst.
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